Gute Bildung ist die Grundlage erfolgreicher Integration und gleichberechtigter aktiver gesellschaftlicher Teilhabe. Ziel einer demokratischen Gesellschaft muss es sein, allen Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status, ihrer Migrationsgeschichte sowie anderen Diversitäten gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Wenn jede Person ihre Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten bestmöglich entwickeln und einbringen kann, gewinnt die gesamte Gesellschaft.
Um die Bildungschancen von Menschen mit Migrationsgeschichte zu verbessern, braucht es auch eine verstärkte interdisziplinärere und praxisorientierte Forschung zu Diskriminierungen im Bildungssystem sowie der Entwicklung und Erprobung von wirksamen Lösungsansätzen. Die Ergebnisse dieser Forschung tragen zum Abbau von Zugangsbarrieren sowie zur Entwicklung passgenauer Bildungs- und Qualifizierungsangebote bei. Sie befördern ebenso den Ausbau von diversitätssensiblen Begleit- und Beratungsmaßnahmen und können Räumen für Empowerment für die Zielgruppen eröffnen. Damit leisten die Projektakteure einen Beitrag, um vorhandene Fähigkeiten, Leistungen und Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken und für die Gemeinschaft nutzbar zu machen.
Die geförderten Forschungen sollen für ein besseres Verständnis sorgen, wie neben den institutionellen Rahmenbedingungen auch unterschiedliche Einstellungen und biographische Sozialisationserfahrungen auf den Bildungserfolg von Menschen mit Migrationsgeschichte Einfluss haben.
Besonderer Forschungsbedarf besteht im Hinblick auf Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte. Statistisch gesehen sind Mädchen mit Migrationsgeschichte im schulischen Bereich besser als die Jungen. Im Anschluss an die Schule sind sie dann jedoch oftmals besonderen Benachteiligungen ausgesetzt, etwa beim Übergang in Ausbildung und Studium sowie beim Eintritt ins Berufsleben. Schwierig gestaltet sich ebenso der Seiteneinstieg aus dem Ausland sowie der (Wieder-)einstieg nach der Kinderbetreuung. Die Auswirkungen sind sehr umfassend und tiefgreifend, weil Frauen und insbesondere Mütter eine Schlüsselrolle bei der Integration ihrer Familien und bei den Bildungsverläufen ihrer Kinder haben.
Um im gesamten Bildungssystem die existierenden Barrieren für Menschen mit Migrationshintergrund wirksam abzubauen, muss eine besondere Diversitätssensibilität in Bildungspraxis und -verwaltung geschaffen werden. Verantwortungsvolle Bildungspolitik, -verwaltung und -praxis ist auf fundiertes Steuerungs- und Handlungswissen angewiesen. Es ist Voraussetzung und Grundlage für eine diversitätssensible Gestaltung des Bildungssystems.
Das Ziel der Forschungsförderung des BMBF in diesem Programm „Integration durch Bildung“ ist die Schaffung und Erprobung von Lösungsansätzen für einen aktiven, entgegenkommenden und potenzialorientierten Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt und Unterschiedlichkeit.
Praxisorientierte Forschung soll die bestehende Maßnahmen zum Auf- und Ausbau von Diversitätssensibilität analysieren sowie wissenschaftlich fundiert weiterentwickeln und erproben und dadurch den Personen der Zielgruppe bessere Bildungschancen ermöglichen.
Das Programm beinhaltet 2 Förderinitiativen:
A) Forschung und Transfer zu Bildungsangeboten und Empowerment für Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte
B) Forschung und Transfer zur Stärkung des diversitätssensiblen Handlungswissens im Bildungssystem
Flankierend wird 1x Metavorhaben gefördert.
Es soll Forschungshintergründe, Forschungsprozesse und Ergebnisse der Vorhaben beider Förderinitiativen im Sinne einer Synthese zusammenführen und in den wissenschaftlichen, praktischen und gesellschaftspolitischen Diskurs zum Thema Integration durch Bildung einbringen.
Verallgemeinerungsfähige Erkenntnisse und Beispiele guter Praxis sollen herausgearbeitet sowie in geeigneter Form für Politik, Verwaltung und Bildungspraxis aufbereitet werden.
Ziel ist dabei, die Anschlussfähigkeit zu wissenschaftlichen, praktischen und gesellschaftlichen Kontexten herzustellen und eine Übertragbarkeit zu ermöglichen.
Es werden interdisziplinäre und partizipationsorientierte Forschungs-Praxis-Tandems gefördert (1x Wissenschaft, mindestens 1x Praxis) .
Die Ergebnisse des geförderten Projekts dürfen nur in der BRD, dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der Schweiz genutzt werden.
Erforderliche Ergebnisse der Projekte in den Förderinitiativen (Quelle: Förderrichtlinie):
A ) Fundierte Analyse von Gelingensbedingungen für Maßnahmen zur Erhöhung der Bildungsbeteiligung und Teilhabechancen von Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte sowie Entwicklung entsprechender Qualitätsstandards (alle Projekte)
Erarbeitung mindestens 1 weiteren Schwerpunktes:
a) (Weiter-)entwicklung sowie pilothafte Erprobung von Bildungsangeboten und/oder der Eröffnung von Empowermenträumen wie auch weiterer Beratungs- und Begleitangebote für Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte.
b) Konzeption und pilothafte Erprobung von Qualifizierungsmaßnahmen für pädagogische Fachkräfte in Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsprozessen, die auf die Handhabung und Ausgestaltung maßgeschneiderter Bildungsangebote, Beratung, Begleitung und Empowerment von Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte zielen; zugleich Entwicklung diversitätssensibler Umsetzungskonzepte und/oder Schulungsmaterialien für Qualifizierungs-maßnahmen.
c) Erforschung der Muster, die sich in Bildungsbiographien von Frauen mit Migrationsgeschichte finden lassen, die Barrieren im Bildungssystem eigenständig überwunden haben, sowie Entwicklung und Erprobung von Konzepten, wie solche role models wirksam für das Empowerment von Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte genutzt werden können.
d) Entwicklung und pilothafte Erprobung von Ansätzen zur Kompensation von Bildungsbenachteiligung von Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte, die im Kontext der Covid-19-Pandemie entstandenen sind. (Projekte mit diesem Aufgabenschwerpunkt werden in Einzelfällen gefördert. Der Fokus des Programms liegt auf den Aufgabenschwerpunkten der Buchstaben a bis c.)
B) Fundierte Analyse von Gelingensbedingungen für Maßnahmen zur Diversitätssensibilisierung und Entwicklung entsprechender Qualitätsstandards (alle Projekte)
Erarbeitung mindestens 1 weiteren Schwerpunktes:
a) (Weiter-)entwicklung und pilothafte Erprobung von Konzepten und Qualifizierungsmaßnahmen zur Verbesserung des diversitätssensiblen Handlungswissens in der Migrationsgesellschaft; Adressatin- nen und Adressaten können pädagogische Fach- und Führungskräfte in Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsprozessen unterschiedlicher Bildungsbereiche und -institutionen sein, ebenso hauptamtlich wie auch ehrenamtlich tätige Akteure in formalen und nonformalen Bildungseinrichtungen; die Konzepte sollen Organisationsentwicklungsprozesse berücksichtigen.
b) Konzeption und pilothafte Erprobung von diversitätssensibel ausgerichteten Schulungs- und Lernmaterialien, beispielsweise zur Stärkung einer rassismuskritischen, geschlechterreflektierten und klassismussensiblen Haltung von bereits tätigem und angehendem pädagogischen Fachpersonal.
c) Erforschung und wissenschaftlich fundierte (Weiter-)entwicklung von Beratungs- und Begleitstrukturen für Menschen mit Migrationsgeschichte mit dem Ziel, die Entwicklung ganzheitlicher diversitätssensibler Angebotsstrukturen zu befördern; dies kann beispielsweise durch die Generierung von Steuerungs- und Handlungswissen zum Auf- und Ausbau entsprechender Entscheidungs- und Netzwerkstrukturen von Kommunen, Bildungsträgern, Migrantinnen- und Migrantenorganisationen und vielen mehr erfolgen.
Förderberechtigte Antragsteller und Verbundpartner:
- staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen,
- außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,
- private Forschungseinrichtungen,
- im Verbund: pädagogische Einrichtungen und deren Träger, Stiftungen, Migrantinnen- und Migrantenorganisationen, Beratungsstellen, kommunale oder regionale Bildungsverwaltung oder andere Organisationen, die in der pädagogischen Arbeit mit Menschen mit Migrationsgeschichte tätig sind.
Kontakt und Beratung
Inhaltliche Verantwortung:
DLR Projektträger
Bereich Bildung, Gender
Abteilung Berufliche Aus- und Weiterbildung, Integration
Heinrich-Konen-Straße 1
53227 Bonn
Tel.: 0228 3821 2618
E-Mail: integration-durch-bildung-BMBF@dlr.de
Administrative Verantwortung:
Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
Fachbereich ESF
Knappschaftsplatz 1
03046 Cottbus
Tel.: 0355 355 486 927
E-Mail: integration-durch-bildung@kbs.de